Erste Tote– Reichswehr auf dem Durchmarsch – Artillerie auf Lohberg

sq10 01In Lohberg kommt es am 17. März auf einer Versammlung zu Auseinandersetzungen und ersten Toten, weitere folgen bei Kämpfen mit der örtlichen Reichswehr.

Im gesamten Ruhrgebiet ist die Zahl der bewaffneten Arbeiter stark angestiegen. Bei den bewaffneten Kämpfen und in den örtlichen Vollzugsräten ist der Arbeiteraufstand im östlichen Ruhrgebiet erfolgreich. Vorübergehend wird Dinslaken zur Auffangstellung für die Truppen aus Düsseldorf und Mülheim/Ruhr, denn die Reichswehr zieht sich aus dem Ruhrgebiet nach Wesel zum Divisionsstandort zurück. Die letzten Soldaten ziehen sich in der Nacht auf den 23. März 1920 aus Lohberg über die heutige B8 nach Wesel zurück. Auf Wunsch des Bürgermeisters von Dinslaken übernimmt am 23. März die Rote Ruhrarmee die Sicherung der Stadt.

Im Kampfgebiet zwischen Walsum und nahe der heutigen Steag (bis zur Endhaltestelle der Straßenbahn) sowie auf dem Rückzug zur B8 im Gebiet der Augustastraße kommt es zu zivilen Toten.

Der Generalstreik war auf Reichsebene seit dem 20. März beendet und auch im Ruhrgebiet herrschte weitgehend Ruhe. In den Rathäusern saßen die Vollzugsräte.

 

Sonntag, 20. März 1920 – Berichte zur Lage auf Reichsebene und im Ruhrgebiet

sq10 02Die HVZ titelt „Vor dem Chaos“ und bezieht sich damit auf die Europa-Ebene des politischen Geschehens. Die Rubrik „Aus Westdeutschland“ bringt Nachrichten zu den Aufständen und zu den Erfolgen der Arbeiter.

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sq10 03Duisburg-Ruhrort-Meiderich, 20. März 1920. Duisburg befindet sich in der Gewalt der revolutionären Arbeiterschaft. Was Optimisten für möglich hielten und worum die Pessimisten ein dichtes Gewebe von stark aufgetragenen Tartarennachrichten* spannen, ist über Nacht zur Tatsache geworden.  … Nachdem in Essen die Diktatur des Proletariats erklärt worden war, (die Behörden arbeiten übrigens auch dort in aller Ruhe weiter), haben sich die Reichswehrtruppen überall zurückgezogen. Allerdings ging das nicht immer ohne Blutvergießen ab. Die Truppen aus Mülheim und Düsseldorf stießen am Samstag etwa auf der Linie Grunewald-Kaiserberg mit den bewaffneten Arbeitern zusammen. Es kam zu kämpfen, die leider auch Opfer forderten.

*Tatarenmeldung oder Tartarennachricht ist ein Pressebegriff für eine bewusst gestellte, beziehungsweise erfundene Meldung – heute würde man Fake News sagen.

sq10 04Duisburg, 20. März 1920. Zu Duisburg selbst. Hatte die Kommunistische … Sonntagnachmittag der Stadtverwaltung ein befristetes Ultimatum gestellt, die Stadt bedingungslos und ohne jeden Widerstand zu übergeben. Der Verfassungsausschuss kam daraufhin zusammen und erkannte es für richtig, um der Stadt Ruhe und Ordnung zu erhalten und Blutvergießen zu vermeiden, nachzugeben. Die Bürgerwehr ist aufgelöst und die vollziehende Gewalt auf die revolutionäre Arbeiterschaft übergegangen. Der blauen Polizei wurden bewaffnete Arbeiter zugesellt, die für die Sicherheit sorgten. Als gestern Waffen an die Arbeiterschaft verteilt wurden, wurde ausdrücklich die Parole ausgegeben: Ruhe und Ordnung; Wer plündert wird ohne weiteres erschossen!

20. und 21. März 1920 – Kämpfe in Dinslaken und in Lohberg

sq10 05Lohberg, 20. März 1920. Kämpfe in Lohberg. Am Mittwoch Nachmittag kam es zu größeren Ansammlungen. Als die Menge der Aufforderung des Militärs, auseinanderzugehen, nicht folgte, wurde die Masse auseinandergetrieben. Hierbei wurde das vom Militär belegte Kasino Lohberg vom Ledigenheim aus beschossen. Die Truppen erwiderten das Feuer und verwundeten hierbei drei Personen, davon zwei schwer. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer der einen Bauschuss erhalten hat, ist inzwischen gestorben. Das Ledigenheim wurde vom Militär umstellt und nach Waffen durchsucht. Mehrere Pistolen und Munition wurden gefunden, zwei Personen verhaftet.

Siehe dazu: Dahlmanns /1988, Kapitel III-3, S. 38 - 45

sq10 06Dinslaken, 21. März 1920. Über das Gefecht nördlich Duisburgs erfahren wir: Die Kämpfe mit der Reichswehr haben sich auf die Gegen von Wesel konzentriert. Die Gefechte dauerten den ganzen Montag an. Man hat sich auf beiden Seiten eingegraben. Gegen Abend trat eine Feuerpause ein. Bis Montagnachmittag wurden 62 Tote und eine große Anzahl Verletzter…

Fortsetzung in Handlungsfeld Heimat und Handlungsfeld Militär: „# 20.-22. März 1920 – Die Reichswehr auf dem Rückzug von Hamborn nach Wesel

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