Zurück ins Kaiserreich - Soldaten schießen nicht auf Soldaten – die Loyalität der Beamten

 

sq7 01HVZ, 14. März 1920. Der gewaltsame Regierungswechsel … Die alte Regierung tagt in Dresden … keine Reaktion, keine Monarchie … Das neue Kabinett … Verhaftungsbefehle und Schutzhaft …

 

Am 13. März 1920 inszenierte der ostpreußische Generallandschaftsdirektor Wolfgang Kapp (1858-1922) gemeinsam mit dem Reichswehrgeneral Walter Freiherr von Lüttwitz (1859-1942) in Berlin den nach ihnen benannten Putsch, den "Kapp-Lüttwitz-Putsch". Der äußerst rechts im politischen Spektrum stehende Kapp stützte sich dabei auf Freikorps (paramilitärische Einheiten) und illoyale Teile der Reichswehr. Die Regierung sah sich gezwungen, Berlin vorübergehend den Putschisten zu überlassen. Große Teile der Arbeiterschaft im rheinisch-westfälischen Industrierevier, schon im Vorfeld politisch aktiv..., organisierte in kurzer Zeit eine Aufstandsbewegung.

An vielen Standorten, sowohl im rheinischen, als auch im westfälischen Industriegebiet, bildete sich eine "Rote "Ruhrarmee". Sie wurde von der radikalen Linken (USPD, KPD, Syndikalisten, unabhängige Linke) dominiert. Freikorps und Reichswehreinheiten stießen zu deren Bekämpfung von Münster aus in das Industriegebiet vor. Den Aufständischen gelangen Erfolge vom östlichen und mittleren Ruhrgebiet ausgehend auch im Westen. Essen wurde am 19. März eingenommen. Zwei Reichswehrregimenter sowie das "Freikorps Schulz" zogen sich von Mülheim und Düsseldorf nach Wesel zurück. Im Raum Duisburg-Dinslaken-Voerde-Hünxe kam es zu heftigen Kämpfen zwischen der Reichswehr und den Aufständischen.

Der Ruhraufstand scheiterte. Es waren über 1.250 Tote zu beklagen, etwa Vierfünftel davon auf Seiten der "Roten Ruhrarmee".
In den kommenden Sequenzen S7 bis S9 wird jeweils ein Schwerpunkt gesetzt, um die Abfolge der auslösenden Hauptereignisse vor dem Bürgerkrieg nachvollziehbar zu machen: S7 mit dem Kapp-Putsch, S8 mit dem Generalstreik übergehend in S 9 mit der Bewaffnung im Ruhrgebiet und den Kampf von Reichswehr und Roter Ruhrarmee bis nach Dinslaken.
Details aus der Zeitung und mehr Informationen unter Handlungsfeld C

 

# Das Wichtigste aus den Nachrichten am 14. März 1920

sq7 02Amsterdam, 13. März 1920. Das Allgemeen Handelsblatt schreibt zur Umwälzung in Deutschland, es sei von gewaltiger Bedeutung und befürchtet einen Bürgerkrieg in Deutschland.

sq7 03Berlin, 13. März 1920. Die Zentrumspartei steht fest auf dem Boden der Verfassung und verurteilt den Putsch. „Es ist ein Verbrechen am deutschen Volke, den sichtlich beginnenden Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes zu stören und über Deutschland die Gefahr eines Bürgerkrieges heraufzubeschwören.“

sq7 04Berlin, 13. März 1920. Der Reichswehrminister übernimmt persönlich die ausübende Gewalt für Berlin und die Mark Brandenburg. Der Ausnahmezustand bleibt bestehen und wird weiter ausgedehnt auf die noch nicht betroffenen Reichsgebiete.

sq7 05Berlin, 13. März 1920. Das Erscheinen von Zeitungen ist bis Sonntag verboten, da wichtige Verhandlungen mit den Arbeitervertretern schweben.

 

# Reaktion des Befehlshabers des Wehrbezirks 6 (Ruhrgebiet) …

sq7 06Münster, 13. März 1920. Aufruf des General von Watter: „Zeitungsnachrichten aus Berlin sprechen von Putschen. Als Befehlshaber des Wehrkreises VI bleibt für mich im vaterländischen Interesse der Auftrag, die Ruhe und Ordnung in meinem Bezirk aufrecht zu halten. Dies allein wird die Richtline für mein Handeln sein. An allen Bestimmungen, die dafür gelten, ändert sich nichts.“

 

… und die Antwort von Politik und Bevölkerung darauf

sq7 07Dortmund, 13. März 1920. SPD und USPD fordern die Arbeiter auf, die Arbeit niederzulegen und rufen zu einer Massenversammlung auf.

 

17. März 1920 - Dinslaken

sq7 08Dinslaken, 17. März 1920. Bürgermeister Dr. Saelmans, die Dinslakener Stadtverordnetenversammlung und die Gewerkschaftsvorstände verurteilen den Putsch und erklären, dass sie auf dem Boden der Verfassung stehen.
Die Zeitfreiwilligenwehr soll durch Personen aus den Arbeiterkreisen verstärkt werden. Der Militärbefehlshaber sagt dies zu, soweit die vorhandenen Waffen ausreichen. … In Oberlohberg werden 100 Kinder gefirmt.

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